Ein Bericht über die Restaurierung eines 1970er Barracuda von Günther Kargl


Am 20. November 1969 erblickte unser Raubfisch, ein Plymouth Barracuda 383, in Michigan, USA,das Licht der Welt. Als völlig neugestyltes1970er Modell, mit einigen coolen Extras und in goldmetallic,schickte man ihn über den großen Teich direkt in die Auslage der Firma Tarbuk in Wien am Ring. Dort wurde er vom Erstbesitzer gekauft und von diesem bis 1995 gefahren.Dann kam er zu uns und bereitete uns viel Freude bis zum September 2002. Nachdem ihm der Rost unddie Altersschwäche doch zusetzten,war es an der Zeit unseren Barracuda zu verwöhnen. Also ab nach Graz zum Mopar-Doktor in der Person von Heribert Benischek, einem begnadeten Mechaniker und Restaurator, der schon einige preisgekrönte Topautosgeschaffen hat.

Bei der Zerlegung wird die Originalfarbe sichtbar

Foto© Günther Kargl

Zu zweit zerlegten wir den Wagen bis auf die letzte Schraube. Ich verpackte die Teile und beschriftete alles sorgfältig,bevor ich sie in meine Werkstatt zur weiterenBearbeitung mitnahm. In den nächsten Monaten nahm ich mir systematisch alle Kartons mit den Teilen vor. Das Reinigen, Schleifen.Lackieren und Aufpolieren dominierten dieAbendstunden. Hier half mir auch tatkräftig meine Frau und auch unser Sohn Christian trug das Seine dazu bei. Überraschenderweise gelang dies ohne etwas zu zerstören und jeder Teil war nachher schöner als vor der Behandlung.

Darling ich bin in der Garage - Günther bei kosmetischen Detailarbeiten

Foto© Günther Kargl

Unterdessen wurde beim Heribertder Wagen sandgestrahlt. Ziemliche Verwundungen wurden dabei sichtbar. Es warsogar nötig, die rechte hintere Seitenwand komplett zu erneuern und auch die Beifahrertür wurde ersetzt. Der Rost hatte schon ziemlich genagt und so folgte hier wochenlanges Schweißen.

Die durchgerostete Bodenplatte nach dem Sandstrahlen

Foto© Günther Kargl

 

Der durchgerostete Windschutzscheibenrahmen

Foto© Günther Kargl

Anschließend wurde alles sorgfältig mit Rostschutz grundiert, bevor es an denaufwändigen professionell durchgeführten Aufbau der neuen Lackierung ging. Wir entschieden uns bei der Farbe statt dem bisherigen orange wieder für das originale Goldmetallic mit dem der Barracuda 1970 das Werk verlassen hatte. Nach Fertigstellung der Lackierung haben wir diesen Entschluss wahrlich nicht bereut!

 

Christian bei der Kontrolle der behandelten Rohkarosserie

Foto© Günther Kargl

Nach Abschluss der Zerlegungsarbeiten war natürlich bereitszu erkennen, welche neuenTeile wir bestellen sollten. Hier war einmal mehr die Firma Chromwerk in Wien die erste Adresse,wo Kompetenz und freundliche Beratung auch in stressigen Zeiten geboten werden und immer eine gute Lösung erreicht wird. Wie immer wurde die Liste immer länger aber wenigstens waren alle Teile greifbar.Es wurden nur Teile verwendet, die 1970 auf einem Barracuda original waren, "stock to the bone", ohne Tuning sollte er erstrahlen. Nur einige optische Extras vom sportlichen Cuda spendierten wir dem Fisch.

Rückkehr vom Lackierer

Foto© Günther Kargl

Endlich war es Jänner und die Karosse war fertig lackiert. Es war ein unvergesslicher Moment,als ich die neue Farbe sah.Das satte Gold der Karosserie und der original chryslerblaue Motor- eine pikante Kombination. Jetzt ging es ans Zusammenbauen. Die An-und Einbauteile hatte ich ja schon fertig und an den folgenden Wochenenden arbeiteten der Heri und ich wie die Tiere,um aus den unzähligen Kartons und Einzelteilen wieder ein Auto zu machen.

Welch ein Kontrast!

Foto© Günther Kargl

Ich hatte das große Glückunter fachkundiger Anleitung zu arbeiten.Wenn man nicht wirklich absolut kompetent darin ist, sollte man von einer solchen Aktion Abstand nehmen. Bei der Vielzahl von Teilen und den Möglichkeiten zum Einbau würde man hier sehr schnell anstehen und wegen der kommenden Probleme die Freude daran verlieren.

Der Meister legt Hand persönlich Hand an

Foto© Günther Kargl

Es ist unbezahlbarjemanden zu haben, der einfach in die Lade greift und den richtigen Teil zur Hand hat,denn gerade Kleinteile wie Klippserl oder Klammern sind nur sehr schwer und sauteuer aufzutreiben. Ohne diese ist aber eine hochwertige Montage unmöglich.

Montage des Innenraumes

Foto© Günther Kargl

 

So also ging die Arbeit gut voran und auchder Einbau und das Einstellen dervier Seitenfenster, wie auch die Türenmontage, der Kotflügel-und Haubeneinbau klappten sehr gut. Auch beim Innenausbau konnten wir den neuen Himmel, die neue Frontscheibe, den neuen Teppich und das neue Armaturenbrett anständig platzieren.

Fertiger Innenraumes

Foto© Günther Kargl

Die Bestuhlung war ja schon neu aufgepolstert und neu bezogen. Auch unter dem Auto wanderte alles an seinen Platz. Es ist ein super Anblick wenn der Wagen dann mit neuem Fahrwerk, Bremsanlage,Reifen, Tank und sauberer Bodenplatte auf der Hebebühne steht und alles strahlt neu und sauber wievon der Fabrik.

Was für ein Traum - obwohl anfangs etwas bockig!

Foto© Günther Kargl

Nachdem ich auch noch alle Zierleisten und Verkleidungen montiert hatte,kam der Tag, wo er wieder laufen sollte. Natürlich hatte der gute alte Barracuda da so seinen eigenen Kopf und erst nach gutem Zureden und Austausch der Benzinpumpe wollte er gehorchen und erwachte wieder zum Leben. Dann ging's zum Spureinstellen und zum Pickerl. Der Prüfer hatte seine Freude am 33 Jahre alten Neuwagen und nun war erendlich fertig.

Das fertige Prachtexemplar

Foto© Günther Kargl

Wir hatten jetzt den 17.5.2003 und die Heimfahrt  nach Ebergassing über 200km verlief problemlos.Der Wagen liegt sehr kompakt, hateinen Super-Durchzug von unten bis an die Obergrenze ohne „Loch“ und  fährt sich einfach traumhaft. Die beidenkleinen Mängel, die in den nächsten Tagen auftraten, habe ich schnell beheben können.

Wieder zu Hause

Foto© Günther Kargl

Als erstes schwitzte er Kühlwasser bei den Schlauchklemmen. Gegen Heris Rat entschied ich mich für die originalen Klemmen, anstatt derherkömmlichen Schlauchbinder. Jetzt dichten hier doch Schlauchbinder. Als zweites hatte ich beim Waschen starken Wassereinbruch bei den Heckleuchten. Hier hatte ich zu wenig Karosseriekleber verwendet. Auch das ist jetzt erledigt und so hoffe ich auf viele schöne Ausfahrten im In- und Ausland, um unserem Fisch den Auslauf zu geben, für den er gemacht wurde.

Die Familie ist wieder vereint

Foto© Günther Kargl

 

Technische Daten desWagens:

 

1970 Plymouth Barracuda

Exportmodell 

optionaler 383 2bbl Motor mit 290 Bhp

727 TF Automatic mit Wählhebel in Mittelkonsole

größtmöglicher Kühler

verstärktes Fahrwerk

Servobremse

innenbelüftete Scheibenbremsen vorne

Servolenkung

elektrische Fensterheber

Schalensitze

 

 

Für diesen Wagen gibt es den Fender Tag und das Broadcast sheet. Damit kann man die Authentizität Ausstattung dokumentieren.

Das Fahrzeug ist ein „numbers matching car“,das heißt alle wichtigen Teile wie Motor und Getriebe sind original und tragen die richtigen Serien-Nummern. Es wurdefür diesen Barracuda auch ein Wagenpassund ein Wertgutachten ausgestellt und als „erhaltungswürdiger Oldtimer“wird er uns hoffentlich weitere 33 Jahre begleiten.

 

 

Wenn auch Sie Lust haben über die Restaurierung Ihres Amerikanischen Traumautos oder Oldtimers zu berichten, nehmen Sie bitte mit uns Kontakt auf. Wir veröffentlichen gerne auch Ihre Story!

 


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