Ein Film über die Orient-Reise zweier Frauen in einem 1935er Ford Coupe


Als besonderes Highlight bietet Firma Automobile Riekmann seinen Kunden, ganz besonders den Sammlern unter ihnen, das Originalfahrzeug aus dem Kino-Film "Die Reise nach Kafiristan" zu Kauf an. Der Wagen, ein 1935er Ford De Luxe Five Window Coupe, spielte neben den Hauptdarstellerinnen Jeanette Hain und Nina Petri die Hauptrolle in dem von der Kritik hochgelobten Streifen, bei welchem Fosco und Donatello Dubini Regie geführt hatten.

Der Ford mit einer der Hauptdarstellerinnen

Die Handlung des Films basiert auf tatsächlichen Begebenheiten. Im Jahr 1939 machen sich die Schriftstellerin Annemarie Schwarzenbach und die Ethnologin Ella Maillart von Genf aus gemeinsam mit dem Auto auf den Weg nach Kabul. Jede der beiden Frauen verfolgt dabei ein eigenes Projekt. Annemarie Schwarzenbach, die zu Beginn der 30er Jahre zum Freundeskreis von Erika und Klaus Mann gehörte, sucht im Vorderen Orient einen Fluchtpunkt für die eigene Selbstfindung. Ihr Ziel ist das „glückliche Tal“, in dem die Heilung der inneren psychischen und der äußeren politischen Zerstörung stattfinden kann.

Ella Maillart rechtfertigt ihre Unrast, ihre Sucht nach Bewegung, nach Reisen, mit einem wissenschaftlichen Vorwand: sie möchte das geheimnisvolle Tal Kafiristan erforschen, sich mit Publikationen über das archaische Leben der Nomaden dort einen"Namen machen". Kafiristan ist ein schwer zugängliches, schluchtenreiches Hochgebirgsland auf der Südseite des Hindukusch, nördlich von Kabul in Afghanistan. Kafiristan wird von den Kafiri bewohnt, einem Volk des westlichen Himalaya mit indoarischer Sprache und ursprünglich animistischen Kulten. Daher zunächst Kafiristan, was soviel bedeutet wie "Land der Ungläubigen" genannt. Später, nach der Islamisierung, wurde der Name auf  Nuristangeändert, was gleichbedeutend ist mit "Land des Lichts".

Der Ford während der Dreharbeiten

Beide Frauen unternehmen mit ihrer Reise eine Flucht, wobei die eigene Biographie und die politischen Ereignisse sie immer wieder einholen. Die Konfrontation mit der Fremde mündet unweigerlich in die Konfrontation mit dem Spiegelbild, das jede der beiden Frauen für die andere darstellt. Dem gemeinsamen äußeren Reiseweg, der Annemarie Schwarzenbach und Ella Maillart von Genf aus über den Balkan und die Türkei nach Persien führt, überlagert sich eine zarte Liebesgeschichte. Als die beiden Frauen in Kabul ankommen, bricht der Zweite Weltkrieg aus und macht ihren Plänen ein Ende. Keine von beiden erreicht am Ende"ihr Tal".

 

 

Annemarie Schwarzenbach

Annemarie Schwarzenbach wurde am 23. Mai 1908 in Zürich als Tochter einer reichen Familie geboren. Der Vater war Textilunternehmer und hatte Verbindungen in die ganze Welt. Ihr Großvater war Oberkommandierender der Schweizer Truppen im Ersten Weltkrieg und mit einer von Bismarck verheiratet. Sie wuchs auf einem Landgut bei Horgen am Zürichsee auf und besuchte eine Privatschule in Zürich und ein Engadiner Töchterinstitut. Dann studierte sie in Paris und Zürich Geschichte und promovierte mit 23 Jahren. 1930 zieht sie nach Berlin, um Schriftstellerin zu werden. 1938 lernt sie Ella Maillart kennen, die sie im folgenden Jahr auf eine Entdeckungsreise nach Afghanistan mitnimmt. Beide berichten regelmäßig in Tageszeitungen über ihre Reiseeindrücke. 1940 folgt Annemarie Schwarzenbach Erika und Klaus Mann nach Amerika. Nach einem Klinikaufenthalt kehrt sie zurück, um Iberienkorrespondentin für eine Schweizer Zeitung zu werden. Sie erleidet 1942 einen Fahrradunfall, an dessen Folgen sie mit 34 Jahren stirbt.

 

 

Ella Maillart

Ella Maillart stammt aus ähnlichen Verhältnissen. Ihr Vater war Pelzhändler in Genf, ihre Mutter kam aus Dänemark. Ella Maillart verlässt noch vor dem Abitur die Schule und das Elternhaus und schlägt sich mit verschiedenen Nebenbeschäftigungen durch. Sie arbeitet auf verschiedenen Segeljachten und nimmt 1924 als Seglerin an der Olympiade in Paris teil. Ihre zweite große Leidenschaft ist das Bergsteigen und Skifahren. Für die Ufa dreht sie Stuntaufnahmen. Als Mitglied der Schweizer Skinationalmannschaft nimmt sie an internationalen Rennen teil. Alles, was sie anpackt, scheint ihr zu gelingen. 1934/35 durchquert sie mit Peter Fleming (der Bruder des 007-Autor) in monatelangen Fußmärschen Tibet und gelangt nach Indien. Ihr Buch „Verbotene Reise“ wird ein Bestseller. Ella Maillart lebte zurückgezogen in der Schweiz bis zu ihrem Tod in 1997.

 


Der Film ist keine Verfilmung einer der beiden Biographien oder gar eines der Bücher der beiden Autorinnen. So nimmt der Film auch Elemente von früheren Reisen der beiden Frauen auf. Es geht also mehr um Freundschaft und Beziehung und um die Erfahrung in der Fremde und mit sich selbst auf dem Hintergrund der politischen Situation 1939 in Europa und dem Orient.

Der Film der Gebrüder Dubini läuft am 28.11.2002 in den Deutschen Kinos an. Der Start des Films in Österreich steht noch nicht fest. Im Anschluss einige Auszüge aus diversen Kritiken, die dem Streifen durchwegs große Qualitäten zusprechen.:

„Im Ford nach Afghanistan"
... Die Dubini-Brüder integrieren diese Charakterzüge in ihre Inszenierung, die beobachtet oder unaufdringliche Bildmetaphern findet, welche die Befindlichkeit ihrer Protagonistinnen aufgreifen. Der schwarze Ford, die beiden Frauen, die meist archaischen Landschaften und die muslimischen Orte prägen die Bilder, die in ihrerruhigen Komposition an alte Fotografien erinnern. Poetisches Kino, das die Lust weckt, die Bücher von Annemarie Schwarzenbach wieder zu lesen oder neu zu entdecken.“ (Andreas Stock, St. Galler Tagblatt)

„Die Reise nach Kafiristan“ ist ein wunderschön karger Film.Die Dubinis fokussieren auf das Reisen und Unterwegssein, lassen den alten Ford mit den beiden Frauen minutenlang durch Hochebenen,Wüsten fahren. Unterlegen die prächtigen Landschaftsaufnahmen mit Texten aus Journalen und Büchern, welche Schwarzenbach und Maillart verfassten. Subtil fließt dabei die Beziehung der beiden Frauen ins Spiel ein: Ein starker Film ist „Die Reise nach Kafiristan“, grandioser Augenschmaus, geradezu gemacht für die Riesesenleinwand der Piazza. (Irene Genhart, Zürichsee-Zeitungen)

„Zu den Glanzlichtern des Locarno-Programms gehört der jüngste Film der Brüder Fosco und Donatello Dubini, „Die Reise nach Kafiristan“. Die Dubinis, die in Köln leben und arbeiten, stammen aus dem Tessin, und so war die Uraufführung ihres Films in Locarno ein Heimspiel besonderer Art. Der Film erzählt von der ZüricherSchriftstellerin Annemarie Schwarzenbach und der Genfer Ethnologien Ella Maillart, die sich im Sommer 1939 gemeinsam mit dem PKW auf eine Reise durch den Balkan, die Türkei nach Afghanistan machen. Schwarzenbach will ihr von Drogen erschüttertes Leben in Ordnung bringen, Ella Maillart sucht Spuren derNomaden und Einblick in deren Lebensumstände. „Das „glückliche Tal“ in Kafiristan werden sie nicht erreichen, der Kriegsausbruch vereitelt das. Was ursprünglich als Dokumentarfilm geplant war, wird zu einem episch schönen Spielfilm, dessen spröder Dialog sich abhebt von der weiten, ausladenden Landschaft. Behutsame Regie, eindringliche Kameraarbeit (Matthias Kälin), distanziert eindringliche Darstellung (Jeanette Hain und Nina Petri). Dies alles zusammen ergibt einen episch schönen Reisefilm. (Heiko Blum, Kölner Stadt-Anzeiger)

 

Die Reise nach Kafiristan

mit Jeanette Hain und Nina Petri

Regie: Fosco Dubini und Donatello Dubini

Deutschland/Schweiz/Niederlande 2001
 

35mm, 1: 1,85, Farbe, Dolby SR, 100 min.
Originalversion deutsch
Kinostart: 28. November 2002
Im Verleih von Der Andere Blick
Vermietung über Real Fiction, Köln

Produktion Dubini Filmproduktion, Köln
Koproduktion Tre Valli Filmproduktion, Zürich
Artcam The Netherlands, Arnheim
Produzenten Fosco & Donatello Dubini
Koproduzenten Cardo Dubini, Gerard Huisman
Buch Fosco & Donatello Dubini, Barbara Marx
Regie Fosco & Donatello Dubini
Produktionsleitung Jutta Bürsgens
Kamera Matthias Kälin
Ausstattung Gudrun Roscher
Kostüm Barbara Schimmel
Schnitt Christel Maye

Annemarie Schwarzenbach  -  Jeanette Hain
Ella Maillart  -  Nina Petri
 

 

 


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