Die Buick Story III - Die Nachkriegszeit von 1946 bis heute Die Produktion erreichte 1946 keine besonders hohen Stückzahlen, und das nicht nur wegen der Materialknappheit sondern auch wegen einem verheerenden Streik, der am 21. November 1945 begann, den die Automobilarbeitergewerkschaft angezettelt hatte und der den gesamten General Motors Konzern für 119 Tage lahm legte, ausgerechnet zu einem Zeitpunkt zu dem hunderttausende Amerikaner sehnsüchtig auf neue Autos warteten. Buick Estate Wagon 1947 Die Modelle für 1947 wurden nur mit geringfügigen Retuschen überarbeitet. Die erste große Innovation stellte sich 1948 ein. Buick stellte das erste vollautomatische Getriebe, das "Dynaflow" vor - mit 125 Dollar Aufpreis versteht sich und nur für die Roadmaster-Serie lieferbar. Ein Jahr darauf war die neue Automatic bei den Roadmasters bereits serienmäßig und bei den anderen Buicks gegen Aufpreis zu haben. 1949 wurde die von Oldsmobile und Cadillac bereits 1948 eingeführte neue GM-Karosserie auch für Buick adaptiert. Der sogenannte "C-Body" hielt Einzug. Es war auch in diesem Jahr, dass die für die kommenden Jahrzehnte typischen "Buick-Portholes", die in offiziellen Buick-Terminus "Ventiports" hießen, eingeführt wurden. Diese gehen auf den Designer Ned Nickles zurück, der ähnliche Chromringe in einem Installateurbedarfsladen kaufte um sie auf den Kotflügeln seines privaten braunen 1948er Buick Roadmaster Cabrios zu montieren. Harlow Curtice, mittlerweile zum Vizepräsidenten von General Motors aufgestiegen, gefielen die Ornamente so gut, dass er den Auftrag gab sie in die Serie zu übernehmen. Ebenfalls für ein Design von Ned Nickles konnte sich Curtice so erwärmen, dass er ebenfalls für 1949 den Auftrag erteilte es in Serie zu übernehmen. Es handelt sich dabei um eine gänzlich neue Karosserieform, dem "Hardtop", bei dem die B-Säule wie bei einem Cabrio entfiel. Die zündende Idee dazu lieferte Sarah Ragsdale, die Frau des Buick-Produktionsleiters. Sie fuhr immer Cabrios, öffnete aber niemals das Verdeck um ihre Frisur nicht zu gefährden. Ihr gefiel einfach das Styling des Cabrios besser. Nickles kombinierte die Grundstruktur des Cabrios mit einem fest verschweißten Blechdach. Der erste Prototyp wurde im Jänner 1949 vorgestellt und wurde bereits im Frühjahr des gleichen Jahres unter dem neuen Namen "Riviera" ausgeliefert. Wenige Wochen später folgten auch Oldsmobile und Cadillac mit deren eigenen Versionen. Das Jahr 1949 konnte erstmals seit dem Krieg wieder mit einem Rekordergebnis abgeschlossen werden. 552.827 Einheiten verließen das Band! 1950 brachte wieder einen Modellwechsel. Mechanisch gab es außer einem neuen Motor für die Roadmaster Serie keine großen Änderungen. Die Karosserie und der neue wuchtig gezähnte Kühlergrill kamen beim Käuferpublikum ganz gut an, obwohl in einem zeitgenössischen Testbericht sarkastisch angemerkt wurde: "Eine Zahnbürste für das vordere Gebiss wird gegen Aufpreis geliefert". Der teure und aus vielen Einzelteilen bestehende Grill wurde 1951 durch einen einteiligen ersetzt, und durch eine massive Stossstange geschützt. Ansonsten gab es kaum Neuerungen. Auch für 1952 hielten sich die Modelländerungen in Grenzen. Die früher so populären Fastback-Karosserien, von der Buick Marketing Abteilung "Jetbacks" getauft, wurden mangels Interesse eingestellt. Erwähnenswert ist allerdings, dass in diesem Jahre erstmals eine Servolenkung gegen Aufpreis für die Super- und Roadmaster-Serie angeboten wurde. Im Jubiläumsjahr "50 Jahre Buick" 1953 gab es wieder bemerkenswerte Veränderungen in den sogenannten "Golden Anniversary Models". Der alte besonders hohe Reihenachtzylindermotor, der für die hohe, gewölbte Motorhaube der Buicks bis dahin verantwortlich war, wurde in den Super und Roadmaster-Modellen durch ein neues, modernes und niedriges und um 90 Kilogramm leichteres V-8 Aggregat ersetzt. Dies war eine ziemliche Überraschung für die Kunden der Marke, war doch der zuverlässige alte Reihenachter praktisch seit 1931 in Verwendung. Bei annähernd gleichem Hubraum leistete das neue Aggregat statt 170 PS nun 188, auch das Drehmoment wuchs um einiges. Man ist heute der Meinung, dass bei den Leistungsangaben sogar ziemlich untertrieben wurde, da die Modelle den nächsten Jahrganges ohne Änderungen an der Maschine nur mit einem Stromberg-Vergaser statt des ursprünglichen von Carter. plötzlich mit 200 PS Leistung angegeben wurden. Außerdem wurde 1953 die Bordelektrik von 6 auf 12 Volt umgestellt, was ein Novum in der amerikanischen Autoindustrie darstellte. Alle anderen Marken stellten erst etwas später um. Auch dem Automaticgetriebe wiederfuhr zugunsten größerer Wirtschaftlichkeit eine Revision - die "Twin Turbine Dynaflow" wurde eingeführt. Man konnte allerdings nicht nur den Treibstoffverbrauch reduzieren, sondern erreichte auch eine wesentlich bessere Beschleunigung der Fahrzeuge ohne die weichen Schaltübergänge zu gefährden. Trotz der vielen Innovationen hatte Buick ein Problem. Das Styling der Autos wies kaum wesentliche Unterschiede zu 1952 oder 1951 auf. Da es ja meistens das neue Styling ist, das das Käuferpublikum in die Verkaufsräume der Händler lockt und nicht so sehr die technischen Errungenschaften, musste etwas außergewöhnliches für die Auslagen der Geschäfte her! Sicher, man hatte einen neuen Show-Prototyp, der durch die Motorfachpresse der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, was man aber wirklich brauchte war ein besonderes Auto, welches jeder Händler präsentieren konnte. Genau so etwas wie das bei Cadillac entwickelte Eldorado-Traumcabrio, wollte man auch bei Buick haben. So gab man grünes Licht für den Bau des Skylark. Basierend auf dem Buick Roadmaster-Cabrio wurde wieder vom ideenreichen Designer Ned Nickles eine wunderschöne flache, sportliche Karosserie entworfen, die mit großen Radausschnitten stolz ihre blitzenden Kelsey-Hayes Chromspeichenräder zur Schau stellte. Als Sportwagen lässt sich der neue Skylark eher nicht bezeichnen, da er immerhin mehr als zwei Tonnen auf die Waage bringt! Der Wagen hatte serienmäßig eine eindrucksvolle Ausstattungsliste. Neben der Twin Turbine Dynaflow gab es Servolenkung, Servobremsen, automatische Sitz- und Fensterbetätigung, sogar die Antenne für das Radio mit fußbetätigtem Sendersuchlauf war elektrisch auszufahren. Weißwandreifen gehörten ebenso zum Lieferumfang wie die zweifarbige Lederausstattung, getönte Scheiben, Heizung und sogar die persönliche Unterschrift des Käufers wurde in das Nabenornament des Lenkrades eingegossen! Der Kaufpreises dieses wahren Traumautos betrug 5.000.- Dollar, um 1.494.- Dollar mehr als der Roadmaster und ein Vermögen für 1953! Dass dieses Auto keinesfalls ein Volumensmodell sein würde, war jedem klar. Trotzdem konnten 1.690 Exemplare verkauft werden. Diese Fahrzeuge sind heute besonders begehrt und sind extrem teuer! Buick Skylark 1953 1954 hatten die Händler wieder einige Neuheiten vorzustellen. So hatten nun alle Modelle den neuen V-8, der alte Reihenachter hatte nun endgültig ausgedient. In den billigeren Modellen mit etwas weniger Hubraum angeboten, brachte er trotzdem höhere Leistungen. Die Karosserien wurden völlig überarbeitet. Die Modelle Roadmaster und Super basierten auf den neuen riesigen General Motors "C-Bodies", die dem Roadmaster gleich einen Leergewichtszuwachs von 260 Kilogramm bescherten. Noch schöner für viele Betrachter waren die Modelle Special und Century, die auf dem kleineren "B-Body" basierten und optisch durch ihr flacheres Profil gewannen. Es gab auch wieder einen neuen Skylark, der diesmal auf dem Century Cabrio basierte. Auch ein neuer Kombi wurde vorgestellt, der nunmehr keinen hölzernen Aufbau hatte, sondern ganz aus Stahlblech gefertigt wurde. 1954 war generell gesehen kein besonders gutes Jahr für die übrige amerikanische Autoindustrie. Chrysler hatte sogar Einbußen von fast 37 Prozent! Da sich bei Buick die Gesamtproduktion trotzdem auf 531.464 Einheiten belief, Harlow Curtice war inzwischen zum Präsident von General Motors ernannt worden und seine unmittelbare Nachfolge wurde von Ivan Wiles angetreten. Wer glaubte, dass Wiles freie Hand bei Buick hatte, irrte. Curtice war zu stark mit der Marke Buick verwurzelt und blieb sogar bei seinem Dienstwagen der Marke Buick treu! 1955 gab es nicht viele wesentliche Neuerungen. Das Automaticgetriebe wurde modifiziert, die Motoren erhielten höhere Leistungen, der Special hatte nun statt 143 gar 188 PS und die großen Modelle hatten statt 200 nun 236 PS. Buick Century 1955 der California Highway Patrol Im Jahre 1956 lief das Geschäft nicht so gut. Buick hatte einen Rückgang von über 31 Prozent zu beklagen. Das gleiche Schicksal ereilte aber auch die Konkurrenten. Die konzerneigene Marke Oldsmobile verlor beinahe 33 Prozent, Mercury über 43 Prozent und Buick Roadmaster 1956 Auch 1957 gab es Probleme. Das neue Styling für dieses Jahr wurde von Vielen als nicht besonders gelungen bezeichnet. Die dreigeteilte Heckscheibe stieß auf besonderen Abscheu! Ein Händler, der aus Kalifornien gekommen war um die neuen Modelle zu sehen, riet nach seiner Rückkehr allen seinen Händlerkollegen: "Kauft jeden Gebrauchtwagen den Buick Century 1957 Mittlerweile versuchte man die 1958er Modelle attraktiver zu gestalten. Die "Portholes" verschwanden ebenso wie die geteilten Heckscheiben. Es wurde ein neuer Kühlergrill - in der blumigen Sprache der Werbefachleute "Fashion-Aire Dynastar Grille" genannt - vorgestellt. Die Autos wurden zusätzlich mit jeder Menge Chromzierrat versehen. Kritiker waren der Meinung, die Autos sähen aus wie rollende Jukeboxen. Gerechterweise muss man sagen, dass diese Kritik auch auf die meisten Produkte der anderen Hersteller zu dieser Ära zutrifft. Endlich führte man neue Bremsen ein. Vorne sogar mit gerippten luftgekühlten Aluminiumtrommeln. Plötzlich hatte Buick die besten Bremsen, die die Autoindustrie anbieten konnte! Wieder wurde ein neues Automaticgetriebe vorgestellt, welches einen unwahrscheinlich weichen Schaltverlauf gewährleistete, der allerdings den Treibstoffverbrauch negativ beeinflusste. Wenn schon die neue Automatic nicht das Gelbe vom Ei darstellte so war die neu vorgestellte "Air Poise Suspension", ein Luftfederungssystem, welches ursprünglich von Cadillac entwickelt wurde, eine komplette Katastrophe. Die Luftkammern die den Federungseffekt übernehmen sollten wurden bald undicht mit dem Erfolg, dass die Karosserie ungefedert auf den Achsen aufsaßen. Zum Glück handelte es sich bei diesem System um ein aufpreispflichtiges Zubehör - die 188.- Dollar dafür leisteten sich nur die Wenigsten. Trotzdem mussten viele Unglückliche in späterer Folge ihre Autos auf das konventionelle System umbauen lassen. Alles in allem waren die 58er Buicks besser als ihre Vorgänger aber auch sie konnten den Abstieg Buicks nicht bremsen! Ein weiterer Produktionsrückgang musste hingenommen werden. Buick Century Caballero 1958 Mit der Aussage "Tthe 1959 Buick is the most revolutionary change in Buick's history" stellte Ed Ragsdale den neuen komplett überarbeiteten Buick-Jahrgang 1959 vor. Das stimmte tatsächlich und ging so weit, dass einige Zeitgenossen der Meinung waren, dass die neuen Modelle gar nicht wie Buicks aussahen! Die Wagen waren wesentlich niedriger und breiter, sie erhielten sogar neue Namen wie "Le Sabre", "Invicta" oder "Electra". Die Motoren für den Invicta und den Electra bekamen eine größere Bohrung und einen längeren Hub und leisteten bis zu 325 PS. Wenn Ed Ragsdale geglaubt hatte, dass diese Modellreihe die Rettung von Buick (und auch von sich selbst) sein sollte, so irrte er gewaltig. Die Produktion stagnierte um weitere 9,5 Prozent! Ragsdale, ein Mann der Praxis, 1960 war wieder kein gutes Jahr für Buick. Die neuen Autos hatten nur kleinere Änderungen aufzuweisen. So fanden sich in modifizierter Form die guten alten Portholes wieder, die hinteren Flossen wurden gestutzt und eine Reihe kleinerer Details bei der Heizung und den Felgen wurden geändert. Die Verkaufsergebnisse für 1960 waren niederschmetternd. Erstmals seit 1905 fiel auf den neunten Platz in der Rangliste der Produktionsziffern. Sogar Dodge und Mercury lagen vor Buick! Buick Le Sabre Convertible 1960 Mittlerweile hatte sich ein neuer Trend ergeben, der hin zu kleineren, kompakteren Autos führte. Dies hatten bislang American Motors mit dem Rambler und einige europäische Hersteller, besonders Volkswagen mit dem Käfer ausgenutzt. Die amerikanische Autoindustrie wollte dieses Marktsegment aber nicht preisgeben und versuchte ebenso darin Fuß zu fassen. 1960 offerierte Chevrolet den Corvair, Ford buhlte mit dem Falcon um die Gunst des Käufers und Chrysler versuchte sein Glück mit dem Valiant. Auch Buick sprang auf den Zug auf und stellte 1961 den Buick Special, einen relativ kleinen Wagen mit einem neuentwickelten kleinen Aluminium V-8-Motor, vor - jener Motor, der später von Rover übernommen werden und in überarbeiteter Form dann als Rover-3,5 Liter-V-8 in die Annalen eingehen sollte. Dieses Auto war sehr sparsam im Betrieb und dokumentierte dies mit einem Klassensieg im "Mobil Economy Run" von 1961. Trotzdem setzten sich fast 69 Prozent der Verkäufe aus den größeren Modellen zusammen. Der 61er Jahrgang war für die gesamte amerikanische Autoindustrie sehr schwierig - nur Chrysler und Lincoln gelang eine Steigerung der Verkaufsziffern. Trotzdem konnte Buick Dodge verdrängen und den achten Platz in der Statistik einnehmen. In Jahre 1962 kam es zu kleineren Retuschen und ein leichtes Facelift an den großen Modellen, den Kompaktmodellen widmete man mehr Aufmerksamkeit. Mit Erfolg wie sich zeigen sollte - die kleinen Buicks hatten den größten Anteil am Produktionsvolumen der einzelnen Kompakttypen des General Motors Konzerns. Mit dem Special von 1962 präsentierte Buick den ersten Großserien-V-6-Motor in einem US-Automobil. Die Bilanz am Ende des Jahres lautete für Buick: 450.000 verkaufte Exemplare. 1963 erscheint ein weiterer legendärer Typ im Buick-Programm: der Riviera, der 1979 als erster Buick mit Frontantrieb angeboten wird. Buick Skylark 1965 1965 stellte für Buick wieder ein gutes Jahr dar. Man konnte in den Top-Ten der Verkaufsziffern vom siebenten auf den fünften Rang vorstoßen. Seit 1958 war man nicht mehr auf dieser Position gewesen. Obwohl es Oldsmobile gelang Buick im darauffolgenden Jahr auf den sechsten Platz zu verdrängen, holte man sich den verlorenen Platz 1967 wieder zurück. Buick Riviera 1967 Im Jahre 1968 konzentrierte man sich wieder mehr auf kleinere, kompaktere Fahrzeuge, die in der Öffentlichkeit sehr gut ankamen. 1970 durfte man sich vor Chevrolet, Ford und Pontiac sogar über den vierten Rang freuen - Buick spielte wieder ganz vorne mit! In weiterer Folge konnte 1973 mit 821.165 Fahrzeugen ein neuer Absatzrekord gemeldet werden, bevor das Ölembargo für eine erneute Krise sorgte. Glücklicherweise erinnerte man sich wieder des V-6-Triebwerks, das bis heute im Buick-Programm (selbstverständlich in weiterentwickelter Form) zu finden ist. Mit den noch aktuellen Typenbezeichnungen Riviera und Roadmaster dokumentiert Buick seine Traditionsliebe. Anlässlich des 1993 gefeierten 90-Jahr-Jubiläums suchte man den ältesten noch existierenden Buick. Ein Experten-Team forschte bei Clubs und Museen. 14 Buick Modell C kamen ans Tageslicht. Das Älteste davon gehört dem "Harold Warp Pioneer Village", einem Museum in Minden in Nebraska und ist vermutlich im April 1905 entstanden. Doch wo sind die 37 gebauten B-Modelle geblieben? Bisher existiert nur ein 1976 entstandener Nachbau. Lesen Sie auch: Die Buick Story I - Die ersten Jahre von 1903 - 1920: Die Buick-Story II - Schwierige Zeiten von 1920 - 1945
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