Ein Hobby wird zum Beruf


In kurzen Worten und illustriert mit einigem Bildmaterial möchte ich mich und die Geschichte meines Betriebes vorstellen: Begonnen hat alles bereits in ganz zartem Alter, ausgefallene Fahrzeuge interessierten mich bereits seit meiner frühesten Kindheit. Kein Wunder, fing doch alles bereits mit einem Kinderwagen nach amerikanischer Bauart, mit Faltverdeck, herunterklappbaren Seitenfenstern, verchromten Kotflügeln und Weißwandreifen an. Bereits mein erstes Fahrzeug war eher unkonventionell und bald Gesprächsstoff für die gesamte Nachbarschaft.

 Mein elegantes Erstfahrzeug

Auf die Dauer, allerdings war das doch nicht das Wahre, war ich doch immer auf einen Chauffeur angewiesen. Nein, eine eigene Karre musste her! Als ich dann so zwei oder drei Jahre alt war, war es dann soweit: Zu Weihnachten war die Sensation perfekt! Unter dem riesigen Christbaum stand er: Ein knallrotes Sportcabrio, natürlich aus Blech mit verchromten Stossstangen, echter Windschutzscheibe, Reserverad auf dem Kofferraum und Weißwandreifen. Selbstverständlich hatte das Auto echte Scheinwerfer und eine elektrische Hupe! Das war natürlich was! Ab sofort hatte ich jede Menge Freunde, wie man sich wohl vorstellen kann, insgeheim aber wahrscheinlich noch mehr Feinde! Mit dem roten Flitzer hatte ich natürlich jede Menge Spaß im Laufe der kommenden Jahre. Dieses Auto steht selbstverständlich auch heute noch in meiner Garage!

Das erste Auto

 (Würden Sie von diesem Mann einen Gebrauchtwagen kaufen?)

Dann begann doch einmal der Ernst des Lebens mit Schule, Internat und sonstigen Verpflichtungen. Irgendwann gewann dann die Faszination an den richtigen Autos die Überhand! Mein Vater hatte noch seinen alten Wanderer W 23, Baujahr 1940, übrigens sein erstes Auto, den er nach dem Krieg gefahren hatte im Garten stehen. Ich kümmerte mich um den nunmehr „müden“ Wanderer und versuchte die langsam akut werdende Korrosion aufzuhalten. 

Der müde Wanderer

Ich wendete viel Zeit auf und putzte, schmirgelte und lackierte drauf los. Retten konnte ich trotzdem nicht viel, obwohl ich das Auto noch heute besitze. Daneben war ich natürlich ab und zu auch in der Schule, mittlerweile ging ich auf die HTL in Mödling, natürlich Kraftfahrzeugbau, wie konnte es auch anders sein! Der Wunsch nach einem eigenen benzingetriebenen Fahrzeug wurde immer stärker. Ein Moped musste heran, hatten doch mittlerweile fast alle meiner Freunde ein solches. Es kostete Jahre der Überredung als meine Eltern schließlich resignierten und dem Wunsch nachgaben. Es musste unbedingt eine KTM Comet 504 S sein, gerade neu auf dem Markt erschienen und mit Doppelschleifenrahmen, riesigem Fächerzylinder und Faltenbälgen an den vorderen Stoßdämpfern. Das hatten nur richtige Motorräder, nicht die konventionellen Mopeds meiner Freunde. 

KTM 504 S fabriksneu

Die Warnungen der Eltern waren kaum verhallt, da krachte es auch schon. Gerade am Muttertag, wie passend! Kommt doch dieser Opel, ein 1958er Modell, zwei Stunden zuvor mit einer neuen Ganzlackierung versehen, von rechts und rammt mich. Eigenartig, ich war doch geradeaus gefahren! Vom Rechtsvorrang hatte ich bis dahin noch nichts gehört. Der umstrittene Mopedführerschein von heute muss wohl doch als Segen gelten! Kaum aus dem Krankenhaus entlassen, musste die havarierte Maschine schnellstens instandgesetzt werden. Zu diesem Zeitpunkt war „Easyrider“ mit Peter Fonda und Dennis Hopper der Hit in den Kinos. Keine Frage – ich musste die Mühle umrüsten! Runter mit dem Gepäcksträger, austauschen gegen ein „Sissybar“ – Harley-Stange, wie wir es nannten, auch der hintere Kotflügel war nicht mehr gefragt! Das nächste das flog war der zivile Lenker – ein wahnwitziger hochgezogener Chopperlenker wurde angeschafft, zwei Chromspiegel und zwei Zusatzscheinwerfer kamen dazu, genauso wie ein fetter Hinterreifen und eine schnellere Übersetzung nebst großem Vergaser. Das Gefährt wurde ein Hammer! Ich hatte mir mittlerweile selbstverständlich auch den Haarschnitt von Peter Fonda zugelegt. Etwa ein Jahr hatte ich noch Spaß an der Maschine, die ich sogar bei Eis und Schnee benutzte um in die Schule zu fahren.

Dann kam endlich der Zeitpunkt wo ich begann an ein vierrädriges Gefährt zu denken. Ich vermute heute, meinen Eltern war dies sicher lieber als dass ich weiter mit dem Moped unterwegs gewesen wäre – keine Opposition! Das attraktive Rad wurde also vermarktet und mit dem Erlös ein Fahrzeug erstanden, das heute bereits auch Legende ist: Ein Puch 500! Natürlich war es ausgeschlossen das Fahrzeug in seiner biederen Erscheinung zu belassen. Die lindgüne „Pensionistenfarbe“ musste weichen. Im väterlichen Garten wurde der Umbau gestartet. Die hinteren Felgen wurden umgedreht (Einpresstiefe nach außen), Weißwandreifen handgemalt, Kotflügelverbreiterungen wurden modelliert und Papi lackierte die Karre in einem schönen alpinweiß mitten im Badener Villenviertel im Garten!!! Versuche dies heute und Du wanderst mit Sicherheit für volle drei Jahre hinter Gitter!

Puch 500

Danach wurde das Auto – mein ganzer Stolz – mit einem schwarzen Längsstreifen versehen und am Heck prangte die Aufschrift 650 TR II (diese Ausführung des Puch 500 war damals ein unerschwinglicher Traum aus der Rallye-Szene). Ebenso unbezahlbar war die mit vier Endrohren versehene „Monte Carlo Auspuffanlage“, die wir nur aus dem „Moser-Tuning“ Katalog kannten. Da aber zur damaligen Zeit auch die ersten Baumärkte aufkamen war es ein Leichtes ein Stück Dachrinnenrohr zu kaufen und damit kurzerhand das lachhafte Originalendrohr zu ersetzen. Das war auch nicht von schlechten Eltern! Über kurz oder lang hatte ich ein Schaf in einem Wolfspelz, das drei Motoren verschlang und jede Menge anderer Bosheiten auf Lager hatte. Ich denke da nur an die Szene als die Batterie den Geist aufgegeben hatte und ich das Wägelchen mit der Kurbel andrehte. War alles ganz einfach – Zündschlüssel rein, Handchoker ziehen, Motorhaube herunterlassen, Kurbel ansetzen und drehen. Allerdings wäre es geraten gewesen vorher den ersten Gang herauszunehmen! Der geneigte Leser kann sich sicher vorstellen was plötzlich geschah. Jawohl, das Auto sprang an, im wahrsten Sinne des Wortes – sprang! Da half nur mehr nachlaufen, das war ja gerade noch zu schaffen, Türe auf, aber oh je – die Türen sind ja hinten angeschlagen, somit versperrte mir die Fahrertüre den Einstieg. Mit letzter Kraft überholte ich auch noch die Türe und hechtete ins Fahrzeug um endlich die Herrschaft wieder an mich zu reißen noch bevor ich mit dem zweiten Auto kollidierte, das auch noch in der Gasse stand. Sollte dieses Missgeschick heute passieren, so gäbe es mindestens vierzig Parkschäden!

Jede Ära geht zu Ende, so wurde auch der geliebte Puch verkauft – noch rechtzeitig vor dem kompletten Zerfall! Das Objekt meiner Begierde wurde ein MG A von 1956. Der stand damals gerade auf dem Gebrauchtwagenplatz der Firma Sedlacek auf der Brunnerstraße. Die Summe von 6.500.- Schillingen als Kaufpreis für das gute Stück hatte ich fast durch den Erlös des Puchs herinnen, aber nur fast. Die fehlenden 500.- Schillinge bin ich heute noch schuldig - aus gutem Grund!! Der alte MG war alles andere als empfehlenswert. An diesem Auto musste ich feststellen was es bedeutet einen Engländer zu besitzen. Leute, hütet Euch davor solange Ihr könnt! Mein Vater erkannte die Gefahr in der ich dauernd schwebte und riet mir die „filigrane Krax'n“ abzustoßen.

MG A 1956

Zum Glück war er ein Mercedes-Fan, obwohl er aus Überzeugung VW Käfer fuhr. Somit war es ein Leichtes ihn von einem Mercedes 190 SL, den ich auf einer Wiese neben einem Einfamilienhaus in Brunn am Gebirge stehen sah, zu überzeugen. Der Kaufpreis war zwar echt utopisch mit 28.000.- Schillingen, aber anscheinend wollte mir Papi wirklich das Leben retten und so streckte er mir den Betrag vor. Das Auto war wirklich ein Traum mit gerade mal 105.000 Kilometern auf dem Tacho – Zweitwagen von ein paar reichen Zeitgenossen! Das Auto war so gut im Zustand, dass ich ihn bis zum heutigen Tage habe und er noch immer sehr schön ist. Der Wagen hat mich auch treu begleitet als ich irgendwann mal nach Berlin ausgewandert bin um bei Mercedes-Benz zu arbeiten, da ich das Bundesheer nicht so gerne hatte. Der Verdienst war sehr gut, aber wie ich merkte gab man in der „Fremde“ aber auch mehr aus. Also doch wieder zurück nach Hause!

Mercedes 190 SL

So schön das Mercedes Cabrio auch war, es war ja doch kein Ami! Als eines Tages der amerikanische Presseattache, der Chef meiner Mutter, die seit dem Kriegsende in der US-Botschaft arbeitete, wieder nach Amerika abberufen wurde, kam meine Chance! Er fuhr einen Chevrolet, den er nicht mehr in die Staaten zurückbringen wollte. Schnell wurden wir handelseins und der kleine Chevy – ein 1964er Corvair Monza Coupe – gehörte um ein paar Scheine mir. Der Lack war zwar etwas matt, aber das Auto war gut gewartet und in gutem technischen Zustand. Also, wie gehabt, ab in den Garten und neu lackieren! Rot wie er original war sollte er wieder werden. In den vielen amerikanischen Autozeitschriften, die meine Mutter von der amerikanischen Botschaft mit nach Hause brachte bewunderte ich oft die Lackierungen der „Stock Cars“, die ich als Inspiration für das Design der weißen Felder auf Seitenwänden, Motorhaube und Kofferraumdeckel verwendete.

Chevrolet Corvair Monza 1964

Das Auto war recht brav und ich fuhr es sehr gerne. Die Bedenken von Ralph Nader -"unsafe at any speed" - hatte ich jedenfalls nicht! Niemals wurde ich enttäuscht von dem kleinen Corvair, außer einem einzigen mal! Da konnte das Auto aber nichts dafür. Ich hatte ihm den Motorraum verschönert und alle Blechverkleidungen lackiert. Als besonderes optisches Highlight wollte ich den Verteiler herausheben und lackierte diesen mit wunderbar aussehender Goldbronze. Als ich anschließend eine dringende Fahrt hatte blieb der Wagen plötzlich nach etwa 10 Minuten Fahrzeit stehen und war nicht mehr zu bewegen anzuspringen. Als ich dann im Motorraum Nachschau hielt, traute ich meinen Augen nicht. Der Verteiler stand bei jedem Startversuch mitten in einem ungeheueren Funkenmeer – eigentlich ein tolles Schauspiel, aber funktioneller wäre es wohl gewesen, wenn die Funken an der Kerze Entladung gefunden hätten. Also Nitroverdünnung heran und siehe da, nachdem der leitende Lack ab war, lief alles wie vorher! In der Zwischenzeit hatte mich mein Schicksal dann doch ereilt: Die Einberufung flatterte ins Postkastel und man verlangte auch von mir den Dienst für's Vaterland, den ich die ersten drei Tage mit dem „Peter Fonda Hairdo“ machen durfte, in Ermangelung eines Kasernenfriseurs. Die anderen feigen Memmen hatten sich die Haare doch tatsächlich schon vor dem Einrücken schneiden lassen!

Auch Rocker müssen zum Heer

Durch Verpflichtung auf acht Monate wurde es mir ermöglicht den LKW-Führerschein auf Kosten der Republik zu machen. Ohne viel durch Märsche und Waffenübungen belästigt zu werden machte ich meine Fahrausbildung und übernahm meinen Steyr 680 M, einen geländegängigen großen LKW, der mich durch die gesamte Bundesheerzeit begleiten sollte. Einem Bundesheerkameraden gefiel der kleine Monza so gut, dass er versuchte mich überreden ihm den Corvair zu verkaufen. Da er eine ziemliche finanzielle Überzeugungskraft hatte, schaffte er dies auch.

Auch die unangenehmsten Zeiten gehen einmal zu Ende, so auch das Bundesheer. Als frischer Abrüster genoss ich die wiedergewonnene Freiheit für ein paar Wochen. Dann wollte ich mich wieder ins Berufsleben stürzen. Aber was wollte ich eigentlich? Mit Autos musste es zu tun haben, das war klar, und gut verdienen wollte ich auch. Wie wäre es denn als Autoverkäufer? Einige Autoverkäufer, die ich kannte, bewunderte und beneidete ich. Sie waren gut gekleidet und fuhren immer die neuesten Autos, na ja, das übliche Klischee halt. So reifte die Idee es ebenfalls zu versuchen. Ein Blick in die Samstagsausgabe einer großen Tageszeitung besiegelte mein Schicksal. Da wurde ein Jungverkäufer gesucht und ich stellte mich in Wien-Simmering bei Firma Hummel & Seidling, die gerade mit der damals erst ganz kurz auf dem österreichischen Markt befindlichen Marke Datsun angefangen hatte.

Einstieg in den Autoverkaufbei Hummel & Seidling

Vielleicht erleichterte die Tatsache, dass ich bereits bei Mercedes gearbeitet hatte meine Bewerbung, denn ich bekam sofort den Zuschlag und begann am darauffolgenden Montag meinen Dienst. Mann, war das ein hartes Brot! Von gutem Verdienst natürlich keine Rede! Eine Marke, die keiner kannte und ein Verkäufer, der keine Ahnung hatte, das konnte ja gut werden! Beides sollte sich bald ändern. Zusehends wurde Datsun bekannter und die beiden Herren Herbert Hummel und Gerhard Seidling gaben mir eine hervorragende Ausbildung, wofür ich ihnen bis heute noch immer sehr dankbar bin! Das Geschäft fing an zu laufen und der Aufbau des Betriebes ging gut voran. Ich bekam die Verkaufsleitung anvertraut, worauf ich heute noch stolz bin. Es folgte eine schöne Zeit in der das Geschäft immer besser lief, so gut, dass wir sogar den Betrieb in ein größeres Objekt verlegen mussten. Mittlerweile hatte der Wechsel des Markennamens Datsun auf Nissan stattgefunden. Die Marke war nun auf dem Markt sehr gut etabliert und für die Qualität ihrer Produkte bekannt. Das ermöglichte auch mir meinen Verkaufserfolg noch auszubauen. Großen Jubel gab es, als ich einen Österreichweiten Verkäuferwettbewerb gewinnen konnte und mich Nissan zu einer Besichtigungstour durch das riesige Europa-Zentrallager nach Holland einlud. Das gab mir dann noch mehr Antrieb die Verkaufszahlen zu steigern. Da ich natürlich auch schön langsam ins Verdienen kam, konnte ich mir im Laufe der Zeit selbst auch einige Träume erfüllen. So gut die neuen Nissans - die ich nun fahren konnte - auch waren, mein Herz hing an den Amerikanern! Im Laufe der Zeit kamen einige amerikanische Prunkstücke in meine Sammlung. Neben einem 1961er Cadillac Fleetwood Serie 75 von 1961, den Präsident John F. Kennedy benutzte, kaufte ich mir einen schönen 1963er Lincoln Continental und etliche andere schöne Klassiker.

Cadillac Fleetwood 75 1961

Lincoln Continental 1963          

Kurzes Abweichen vom rechten Weg: Jaguar E-Type 1968

Mein schönster Tag allerdings war gekommen, als ich meinen absoluten Traumwagen endlich kaufen konnte: Jeden Tag, pünktlich um 17 Uhr rollte ein dunkelroter Chevrolet Corvette Sting Ray Baujahr 1963 am Geschäft in Simmering vorbei und musste fast immer an der Ampel anhalten. Über einen Bekannten der den alten Herren kannte, dem das seltene Auto gehörte, ließ ich fragen ob denn der Sportwagen zu verkaufen wäre. "Auf keinen Fall", lautete die eindeutige Antwort. Ich war zwar sehr enttäuscht, konnte dies aber natürlich vollkommen verstehen. Fünf Tage später überflog ich zufällig den Inseratenteil der Samstagszeitung und wollte nicht glauben, was ich da lesen konnte: "Chevrolet Corvette Sting Ray 1963 zu verkaufen"! Sofort rief ich an. Es war tatsächlich mein weinroter Traumwagen! Der alte Herr hatte plötzlich einen Rolls Royce angeboten bekommen, in den das Ein- und Aussteigen für ihn und seine Frau nicht so beschwerlich sein würde wie in das niedrige Coupé.

           Chevrolet Corvette 1963

Sofort wurde eine Probefahrt vereinbart, zu der ich zwei Stunden zu früh kam. Ich konnte es einfach nicht erwarten! Heute bin ich froh, denn das Interesse an dem Auto war auch von anderen potentiellen Käufern sehr groß! An die Probefahrt denke ich heute noch mit einem Lächeln zurück: Natürlich durfte ich nicht selbst fahren. Nachdem der Besitzer den Motor gestartet hatte, legte er den zweiten Gang ein und fuhr los. Kurz darauf legte er den vierten Gang ein und beschleunigte den Wagen auf etwa 100 Km/h. Anfangs dachte ich sofort an einen Getriebeschaden, dann wurde ich aber folgendermaßen aufgeklärt: "Der Wagen ist so stark, da braucht man den ersten Gang nicht, und auch der Dritte ist unnötig!" Nun ja, auch ein Argument, dies sollte sich allerdings unter meiner "Herrschaft" ändern. Ich kaufte das Auto ohne weiter zu zögern, obwohl es nicht billig war. Egal - mein Traum war in Erfüllung gegangen! 

Eines schönen Tages ging ich mit meinem Freund und Nachbarn, der ebenfalls eine Corvette gekauft hatte, ein schwarzes 65er Coupé, ins Kino. Im Club West auf der Mariahilferstraße gab es einen Spielfilm, der im Dragracing Milieu spielte. Nach Ende der Vorstellung hatten wir nur eines im Sinn: Vollgas! Beide Autos parkten direkt vor dem Hauptportal des Kinos, jede Menge interessierter Zuschauer standen herum. Jeder kann sich vorstellen, dass diese eine unvorstellbare Lifeshow geboten bekamen. Der Rauch der qualmenden Reifen nahm zwar viel von der Sicht, aber die Geräuschkulisse entschädigte dafür! Die Mariahilferstraße war zum Dragstrip geworden! Einige Tage später kam dann die Ernüchterung: Eine polizeiliche Anzeige mit ganzen fünf verschiedenen Delikten flatterte da ins Haus. Man kann sich denken, das war auch nicht gerade billig! 

Da es ja bekanntlich eine Bauernregel gibt, die besagt: "Man kann nie genug Corvettes haben", habe ich in späterer Folge auch noch eine 1980er Corvette angeschafft, mit der ich bis heute auch sehr zufrieden bin. Dieses Auto fuhr ich viele Jahre tagtäglich im Alltagsbetrieb, auch im tiefsten Winter bei Eis und Schnee. Vor einigen Jahren wurde der brave Diener einer kompletten Restaurierung unterzogen und stellt heute ein Schmuckstück meiner Sammlung dar.

Chevrolet Corvette 1980

Eines schönen Sommertages im Jahre 1985 kam es dann zu einer weiteren Wendung in meinem Schicksal. Ich bekam einen leerstehenden Gebrauchtwagenplatz im 23. Bezirk, meinem Heimatbezirk, angeboten. Das Angebot kam von einer Versicherungsgesellschaft und war so attraktiv und völlig ohne Risiko für mich, dass ich nicht anders konnte: Ich musste annehmen! So war ich also gezwungen bei Firma Hummel & Seidling zu kündigen, so leid es mir tat.

Der Platz sah verheerend aus! Das Büro eine Bruchbude, die Aufbereitungshalle in einem erbärmlichen Zustand, selbst der Gartenzaun war dahin. Mit ungeheurer Energie ging ich daran die Gebäude zu sanieren, die Elektrik neu einzuziehen, einen neuen Zaun zu errichten und alle sonstigen Unzulänglichkeiten zu beseitigen. Alles in Eigenregie und mit erheblichem Arbeitsaufwand, aber ich war unendlich glücklich endlich unabhängig zu sein.

"Do it yourself"

Ein eigener Betrieb, auch wenn er klein ist, das war immer schon mein Ziel. Jetzt hatte ich ihn! Langsam fing ich an einige billige Autos einzukaufen, das Budget war ja sehr beschränkt. Die Bank war sehr zaghaft und unterstützte meinen Sprung in die Selbständigkeit nur mit einem sehr geringen Betrag. So musste ich halt zu Anfang die lächerlichen sieben alten Autos auf dem Platz aufteilen. Egal wie ich sie auch hinstellte, der ganze Gebrauchtwagenplatz wirkte furchtbar leer! Aber nach und nach begann das Geschäft zu laufen. 

Das Geschäft läuft an

Ich hatte das Glück sehr viele treue Kunden aus meiner Zeit bei Hummel & Seidling zu haben, die auf Umwegen meinen Verbleib ausforschen mussten, da ich fairerweise keine Kunden von meinem vorherigen Dienstgeber angeschrieben hatte. Viele dieser Kunden sind mir bis heute treu geblieben und von manchen kaufen heute bereits deren Söhne und Töchter bei mir. Dies freut mich am meisten, denn es zeigt mir welches Vertrauen meine Kunden in mich setzen!

Durch die Unterstützung durch meine Stammkunden, von denen sehr viele auch Neuwagen bei mir bestellten, konnte ich meine Angebotspalette stetig erweiten. Waren es anfangs nur "normale" Gebrauchtwagen, die ich anbot, so versuchte ich langsam auch Autos anzubieten die mir persönlich sehr am Herzen lagen: Liebhaberfahrzeuge, Oldtimer, Sportwagen und natürlich die geliebten Amerikaner. Das Angebot verlagerte sich im Laufe der Jahre immer mehr auf Fahrzeuge amerikanischer Herkunft. Ich habe in späterer Folge sogar begonnen Autos aus Amerika direkt nach Österreich zu importieren. Mein Betrieb bietet heute neben dem Verkauf auch Service, Reparaturen und Ersatzteilversorgung für die von mir verkauften Fahrzeuge.


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